Die Gesänge des Sonderoffiziums für das Stundengebet am Festtag des hl. Florian am 4. Mai sind zu verschiedenen Zeiten entstanden. Die ältesten überlieferten Fassungem aus dem 12. bzw 13. Jh. sind im Altbestand des Breviers XI 384 enthalten und dürften zu Beginn des 13. Jhs. niedergeschrieben worden sein (linienlose Neumennotation, vgl. Abb. 1). Die Lesungen entnahm man der Passio Floriani. Die Gesänge schildern die Geschehnisse, die in der Passio beschrieben werden, in eigenen Worten und bilden einen zweiten Erzählstrang. Eine Erweiterung bzw. Umstrukturierung des Offiziums lässt sich am Ende des 13. bzw. zu Beginn des 14. Jhs. beobachten. Die Florianverehrung erfuhr zurzeit des Kirchenneubaus bzw. der Weihe im Jahr 1291 neuen Aufschwung. Der vorläufige Höhepunkt der Florianverehrung dürfte mit der Überführung von Reliquien des Heiligen von Krakau nach St. Florian im Jahr 1323 erreicht worden sein (vgl. Abb. 2). Etwa zur selben Zeit wird auch das eigenständige Sonderoffizium für den Oktavtag des Florianfestes entstanden sein. Melodien sind für diese Texte jedoch nicht überliefert. Das Offizium ist Teil des Breviers XI 416.
Im Jahr 1649 schuf der spätere Propst von St. Florian, David Furmann (1667-1689), ein neues, größtenteils gereimtes Offizium für den heiligen Klosterpatron. Der Autograph mit den Texten ist in einem kleinen Heft überliefert (XI 441). Das Offizium Furmanns wurde in das gedruckte Brevier aus dem Jahr 1886 mit dem Florianer Proprium aufgenommen und noch bis in die 1960er Jahre gebetet.
Eine Übertragung der erhaltenen Floriangesänge in moderne Notation sind in der Studie von Robert Klugseder enthalten. Eine Textsynopse aller Gesänge wird in dieser Tabelle zusammengefasst.
Darstellung des hl. Florian im Gradual-Missale III 205A, fol. 98r (um 1320, sog. „Marbach-Missale“)
Abb. 1: neumiertes Brevier XI 384: Florian-Offizium, Anfang 13. Jh., fol. 329v
Abb. 2: neumiertes Brevier XI 384: Erweiterung des Florian-Offiziums, Anfang 14. Jh., fol. 65r