Die Bibliothek des Zisterzienserstifes Zwettl ist in Besitz von fünf Papierfolien (390x290) eines ehemaligen Chorbuchs mit polyphoner Musik, die um 1450 entstanden sein dürften. Peter Wright identifiziert Johannes Lupi, zwischen 1447 und 1467 Musiker und Priester im Trentino, als Schreiber des Codex. Lupi ist auch Hauptschreiber des ersten Teils von TrentC 87 und des zweiten Teils von TrentC 92 (The Compilation of Trent 871 and 922', in: Early Music History 2 (1982), 237-71). Möglicherweise wurde die originale Musikhandschrift im Basler bzw. Straßburger Raum kopiert. Später verwendete man wenigstens Teile des Codex als Makulatur für die Buchbindung. Auf diesem Weg kamen die Fragmente, in Inkunabeln eingebunden, nach Zwettl. Eine Verwendung des Chorbuches im Kloster selbst kann ausgeschlossen werden.
Nachdem die Fragmente Mitte der 1960er Jahre von Kurt von Fischer entdeckt und dokumentiert worden waren (Neue Quellen zur Musik des 13., 14. und 15. Jahrhunderts, in: Acta Musicologica 36 (1964), 79-97) und sie 1981 Teil der Niederösterreichischen Landesausstellung in Zwettl waren, galten sie für 30 Jahre als verschollen (Quelle mit weiterer Literatur: DIAMM). 2012 wurde nach meinen Recherchen und auf meine Initiative hin in den Beständen der Zwettler Bibliothek intensiv nach den vermissten Blättern gesucht und wiedergefunden. Die zehn Halbblätter können hier nun erstmals als Farbabbildungen und als rekonstruierte Vollseiten präsentiert werden.
Vielen Dank für die Überlassung der Bilder und die Erlaubnis zur Veröffentlichung an P. Prior Gregor Bichl vom Zisterzienserstift Zwettl.
Folio / Link | Werk / Kommentar |
54r / 54v | Gloria. Et in terra pax (Estinne Grossin) |
76r / 76v | Gloria. Et in terra pax (anon.) |
77r / 77v / 80r | Gloria. Et in terra pax (Richard Loqueville) |
80v | Gloria. Et in terra pax (Johannes Roullet) |
81r | Gloria. Et in terra pax (anon.) |
81v | Gloria. Et in terra pax (Johannes Verben) |